Sarah K

Redakteurin & selbstständig, 27, Catcalls of Graz, bisexuell

 

In dieser patriarchalen Gesellschaft ist mein weiblicher Körper mein Kapital – aber noch viel mehr das Eigentum, das Statussymbol meines Partners.

Wie Frau zu sein hat, durfte ich nie selbst erfahren. Ich musste und muss immer so sein, wie die Männer in meinem Leben, meinem Umfeld, deren Freunde und Bekannte, Moderatoren und Autoren, Entertainer und Fotografen, Lehrer und Businessmänner es sich von mir wünschen.
Mein Körper ist mein Kapital. Als junge, blonde, schlanke cis-Frau habe ich die Verantwortung, der Männerwelt zu gefallen. Sexualisierung wurde mir in die Wiege gelegt. Dieser auferlegten Verantwortung darf ich mich nicht einfach entziehen, sonst hagelt es Kritik: Ich bin dazu verpflichtet, meinen Körper dünn und knackig, meine Lippen rot, meine Haare lang, meine Kleider kurz und eng zu halten. Zu lächeln, immerzu zu lächeln und stumm und unmündig zu bleiben. Damit die Männerwelt sich an meinem Anblick ergötzen kann, ohne mein vorlautes Maul erleiden zu müssen. Sonst habe ich meiner größten Aufgabe – der Befriedigung des Male Gaze – nicht Rechenschaft getragen.

Ich weiß, es ist Jammern auf hohem Niveau, wenn ich sage, es ist nicht gesund, den europäischen Schönheitsidealen zu entsprechen. Schön zu sein ist verbunden mit Unsicherheiten, mit ständiger Fremd- und Selbstkritik, der konstanten Unterschätzung meiner Fähigkeiten, mit Gaslighting, Manipulation und sexueller Belästigung.
Mit 4 Jahren wurde ich zum ersten Mal gecatcalled. Von dem alten, angsteinflößenden Nachbarn. Jedesmal, wenn ich mit meinen Eltern, oder später auch allein, an seinem Haus vorbei spazierte, rief er mir nach: “Hey Puppe, komm her!” Ich wusste damals nichts von Catcalling, wusste nicht, dass seine Worte auf vielen Ebenen problematisch waren. Aber schon damals fühlte ich mich jedes Mal unwohl, wenn ich ihn mit nacktem Oberkörper auf der Holzbank vor seinem Haus sitzen sah. Ich erinnere mich an den Blick meiner Mum, wenn er mich rief. Sie schien ebenso verunsichert; auch ihr war die Situation nicht angenehm. Doch einem Herren seiner Reife widerspricht man nicht. Man sagt nicht einfach “rede nicht so mit meiner Tochter”. Denn alte Männer profitieren von einer Autorität, die man nicht angreift. Wenn ich versuchte, an seinem Haus vorbeizuschleichen ohne hinzusehen, wurde er wütend. Dann schrie er erst recht, beschimpfte mich als unartige Göre und ähnliche beleidigende Dialektwörter. Spätestens in der Volksschule änderten sich meine Wege im Dorf; mit der besten Freundin wählten wir nur zu gerne den längeren Weg nach Hause, um seinen Grund zu meiden.

Ich war immer die Hübsche. Die Puppe, die kleine Prinzessin. Meine wichtigsten Attribute schienen von jeher meine blauen Augen und das fein geschnittene Gesicht zu sein. Die zarte Gestalt. “Wie dünn du bist!” und “Gib’s zu, deine Eltern essen dir das Essen weg” oder “Du willst sicherlich Model werden.” Meine kleine Schwester wurde dabei völlig außer Acht gelassen: Weil sie ihre ganze Kindheit über kurze Haare trug, blieb sie unbeachtet oder wurde gar als Junge bezeichnet. Selbst im Kleid.
Essstörungen begleiten mich mein ganzes Leben. Schon im Kindergarten hatte ich Probleme, vor den anderen Kindern zu essen. Weil sie keine Tischmanieren hatten, wohingegen ich zuhause stets ordentlich essen musste. Der Ekel entwickelte sich soweit weiter, dass meine Mama bei Geburtstagspartys stets Ausreden für die Eltern parat hatte, warum sie mich erst nach dem Mittagessen hinbrachte. Nicht einmal vor der Verwandtschaft konnte ich noch essen, was jedesmal zu Diskussionen über mein gestörtes Essverhalten, meine unhöfliche Pingeligkeit und mein stabil bleibendes niedriges Gewicht führte. Wenn du von klein auf als hübsches, zartes, dünnes Mädchen wahrgenommen wirst, bildet sich daraus irgendwann eine toxische Basis für das Selbstbild: Was, wenn ich irgendwann nicht mehr die Hübsche, die auffällig Dünne bin? Ist die Liebe anderer an meine Optik gebunden?

Die wohl wichtigste Beziehung, die ich bisher hatte, war meine erste große Liebe. Er bestätigte das gesellschaftliche Frauenbild, das ich auferlegt bekommen hatte, und verstärkte den Drang in mir, diesem zu entsprechen. Er trieb mich zu Fitness, zu High Heels, zu hautengen Jeans und perfekt sitzenden Frisuren. Auf einmal waren meine Brüste zu klein, mein Arsch zu ungeformt, meine Hobbys zu unnötig. Malen und Schreiben, Talente, die mich immer schon begleiteten, hatten keinen Wert mehr. Wenn man seine Freizeit nicht für den beruflichen Erfolg nutzte, dann sollte sie zumindest den Körper sexy formen. Es war unter seiner Führung, dass ich zum ersten Mal den Drang verspürte, meinen Körper in Topform zu bringen – denn Schlanksein alleine reichte plötzlich nicht mehr. Meine der ersten Phase der Magersucht geschuldeten 40 Kilo mussten Muskeln zeigen, wo Fett angebracht gewesen wäre. Denn – und das war das große Ziel – nur mit merklich geformten Waden und einem knackigen Po konnte ich seinem Stahlkörper gerecht werden. Nur wenn auch ich Sixpack und Bizeps zeigen konnte, hielten wir dem kritischen Auge der Öffentlichkeit als Pärchen stand. Nur dann würden sich andere Männer neidisch umdrehen, wenn sie ihn mit mir im Arm durch die Stadt schlendern sahen. Ich in High Heels und zu kurzem Kleid, versteht sich.
Dieser unmenschliche Geltungsdrang, den er auf mich übertrug, führte schließlich auch dazu, dass ich dem Ideal nachjagte, zu der Frau zu werden, die er in mir sehen wollte. Denn in meiner lieblichen Basis steckte ganz viel Potential, das ich durch ihn ausschöpfen sollte – für ihn eher. Ich fühlte mich wohl mit der Vision meines straffen, selbstsicheren, auffällig schönen zukünftigen Ichs, die er mir auferlegte, und ich wollte zu ihr werden. Je länger ich bei seinem Spiel mitspielte, desto mehr verliebte ich mich in sie. Desto unsicherer wurde ich meinem gegenwärtigen Ich gegenüber.

Es sollte ein Ziel von mir sein, mir die Brüste zu vergrößern. Es sähe lächerlich aus, wenn ich mein extra für ihn tief geschnittenes Dekolleté nicht ausfüllen konnte. Erbärmlich. Peinlich war ihm das, wenn wir zusammen ausgingen und die Frau an seiner Seite keinen vollen Busen präsentierte. Weil Männer nur volle Brüste schön fanden. Auch mein Arsch war immer noch zu unrund, zu unauffällig. Keiner steht auf Magermodels. Männer wollen Kurven sehen. Dass er meine Essstörung mit jedem seiner Worte bestärkte und mich mit ihnen tiefer und tiefer in die Körperdysmorphie trieb, sah er nicht, oder es war ihm egal. Weil man über seinem Kopf sehen muss, alles andere ist schwach. Ich war selbst verantwortlich für mein Erscheinungsbild – und sollte doch bitte schön erkennen, dass ich noch nicht schön genug war. Nicht schön genug für einen ansehnlichen Mann wie ihn an meiner Seite.
Ich wurde süchtig nach der Bestätigung fremder Männer, Fotografen, seiner Freunde. Ich betrachtete mich selbst nicht mehr im Spiegel, weil mir daraus bloß das immergleiche blasse Gesicht und die unattraktive Figur entgegen blickten. Nur vor der Kamera konnte ich mich wohlfühlen, mich sexy räkelnd für die Fotografen aufgeilen, die mir ein Kompliment nach dem anderen zuhauchten. Das wichtigste Feedback blieb jedoch immer seines. Ich verlor die Fähigkeit, meine eigenen Shootings zu bewerten, weil ich mich nicht mehr mit der Person auf den Fotos identifizieren konnte. Da poste und lachte eine mir fremde Person von den Bildern. Voller Selbstsicherheit, Eleganz und Hingabe vermittelte sie ihre blühende Weiblichkeit und Sexualität. Diese Person erkannte ich nicht. Ich fühlte mich als das lustlose, ambitionslose graue Mäuschen, das ich laut ihm war.
Die Bewertung der Fotos übernahm er für mich. Jede Pose wurde genauestens analysiert auf ihre Fehler. Wo mein Arsch nicht genügend zur Geltung kam. Wo meine Rippen vom minimalen Sixpack ablenkten. Was sollte er mit einer Frau wie dieser? Bei dem Anblick wäre ihm schlecht, da kriege er keinen hoch.
Er pushte mich in Foto-Shootings rein, um seinem Wunsch, eine öffentlich heiße Freundin zu haben, nachzukommen. Gleichzeitig verabscheute und beschämte er mich, wenn ich mich für ein Shooting zu sehr stylte. Immerhin sollte ich mich für ihn und nur für ihn schön machen, nicht für fremde Männer. Ob ich mich daran aufgeilte, zu wissen, dass sie sich hinterher mit meinen Fotos einen runterholten? Ob ich auch nur einen Augenblick daran dachte, was das in ihm auslöse? Ich Hure.

Am Anfang fand er es noch toll, dass ich gelegentlich modelte. Dann führten sein Ego und Narzissmus zu Eifersucht. Nicht nur auf die Fotografen, die meinen oft spärlich bekleideten oder gar nackten Körper zu sehen bekamen. Auch auf mich. Weil er derjenige sein wollte, der Aufmerksamkeit erhält für sein Äußeres. Ich sollte wie die Puppe, die ich war, nur an seiner Seite glänzen. Mit dem Wissen, unwahrscheinliches Glück zu haben, dass ein gottgleicher Mann wie er ausgerechnet mich als seine Liebhaberin auserwählt hatte. Wir machten etliche Paarshootings zusammen, je anzüglicher, desto besser. Stets sollten nur die Fotos ausgewählt werden, die vor allem seine stählerne Männlichkeit betonten; ihn als der geile Dom, der über seine devote Bewunderin dominierte. Fotografen, die sich auf Frauen spezialisierten, führten bei ihm zu Eifersuchtsanfällen, die ich zu ertragen hatte.
Ich weiß nicht, wie ich mich Hals über Kopf in einen Mann verlieben konnte, der mich so offensichtlich nicht zurück liebte als die, die ich war. Sondern bloß einer utopischen Idee nacheiferte, zu der ich mich gefälligst zu entwickeln hatte. Schließlich war es auch mein größtes Privileg, dass er sich ausgerechnet mich als Mutter seiner Kinder, als treue Ehefrau an seiner Seite ausgesucht hatte. Er hätte sich ja auch für ein sexsüchtiges Fitnessmodel mit von Natur aus riesigen Brüsten und ohne Würgreflex entscheiden können. Stattdessen musste er sich mit einer verweichlichten, weinerlichen Gestalt abgeben, die für ihn nicht einmal zum Orgasmus kommen wollte. Die seine Autorität in Frage stellte mit ihrer Unfähigkeit, seinen Schwanz zu schlucken und seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft willenlos zu verfallen. Ihm gefügig zu huldigen und all seinen Bedürfnissen und Fantasien gerecht zu werden. Dem heißen Overachiever, dem Sexgott.


Zukunftsangst und überwundene Werte

Ich denke oft darüber nach, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich nicht irgendwann Schluss gemacht hätte. Wenn ich nicht irgendwann erkannt hätte, dass ich nicht die Person, die er in mir sehen wollte, sein konnte und glücklich zugleich. Die Liebe zu ihm war stark genug, um all das Weinen, all die Selbstzweifel, all den Schmerz und all das Trauma auf mich zu nehmen. Um meine gesamte Persönlichkeit umzuformen, damit diese Beziehung am Leben blieb. Wenn man sich mehr über die Augen einer anderen Person definiert als über sich selbst, ist es schwer, sich aus toxischen Fängen zu lösen. Wäre ich geblieben, würde mein Leben heute völlig anders aussehen.

Ich würde hautenge Designerkostüme mit schwindelerregenden Heels kombinieren. Die blonden, lockigen Extensions würden sich schmeichelnd über meine gekauften D-Körbchen legen. Die aufgespritzten Lippen und das professionelle Make Up würden die Schatten meiner Kokainsucht überdecken und den ausgeweinten Augen künstlichen Glanz verleihen. Ich hätte eine nicht zu schlechte Position in der gleichen Unternehmensberatung wie er, in die er mich  hineingekauft hätte, vielleicht sogar im Social Responsibility Bereich. Ich wäre wahnsinnig überarbeitet, aber jedenfalls immer Stunden früher zuhause als er, um den Haushalt zu schupfen und sein Abendessen zu kochen. Ich wäre sicher nicht vegan geworden, weil mich seine ständigen Diskussionen gegen den Vegetarismus irgendwann sicher mehr belastet hätten, als die Vorstellung, totes Tier zu essen. Wenn er nachts angetrunken und eingekokst nach Hause käme, hätte ich schon gegessen. Oder würde ihm das zumindest sagen, um nicht mit ihm abendessen zu müssen. Meine Magersucht hätte ein Level erreicht, in dem selbst Laien mir
die Krankheit von den Augen ablesen könnten. Ich wäre hochgradig depressiv, vielleicht sogar suizidal. Der fette Ehering am Finger sähe lächerlich groß aus auf meinen knochigen Fingern. Vermutlich hätte ich schon sein erstes Kind auf die Welt gebracht – hoffentlich kein so sensibles Kind wie ich es war, sondern einen kräftigen Jungen, der dem Narzissmus seines Papas standhalten konnte. 

Unser Sexleben wäre nicht präsent; vielleicht würde ich still und heimlich bei
Liebhaber:innen Zärtlichkeit suchen, während er mit seinen öffentlichen Affären beschäftigt wäre. Er würde mir jedes seiner Sexdates wie eine Strafe laut und stolz offenbaren, weil mein unansehnlich dürrer Körper ihn anekelte und ihn meine sexuelle Verschlossenheit ihm gegenüber entrüstete. Wenn mein Kind abends im Bett läge und er sich mit den Kollegen noch in einem Stripclub vergnügte, würde ich alleine am Balkon unserer noblen Altbauwohnung sitzen, meinen Hunger mit Rotwein und Zigaretten stillen und in die laute Wiener Nacht hinaus weinen.
Wie eine einzige Entscheidung dein ganzes Leben beeinflussen kann. Wie ein einziger Mensch so viel Schaden anrichten kann. Dass er ein Leichtes hatte, mich so zu führen, ist meiner damaligen Naivität geschuldet. Aber auch dem gesellschaftlichen Geltungsdrang einer “echten Frau”.

Obwohl meine Eltern mich nie spezifisch als Mädchen erzogen hatten, mir stets alle Möglichkeiten zur Selbstentfaltung offen gehalten wurden und ich zuhause kein einziges Mal hörte, dass ich etwas tun müsste, weil ich eine Frau bin oder nicht durfte, weil ich eine Frau bin, war es mir von jeher intrinsisch wichtig, als Frau gesehen zu werden. Als Powerfrau, als schöne Frau, als typische Frau. Ich hatte in der Volksschule nie männliche Freunde, weil ich Angst hatte, dadurch als “eine von den Jungs” gesehen zu werden. Ich traute mich manchmal nicht blau zu tragen und hatte kein einziges “Jungenspielzeug” daheim. Traktoren, Autos, Lego waren ein absolutes No-Go für mich. Ich bin nicht sicher, wo diese Einstellung herkam – aber sie prägte mich lange. Allein die Tatsache, dass Mädchen schon als Kleinkinder Puppen in die Hand gedrückt bekommen, die an Erwartungen der bedingungslosen Fürsorge für diese geknüpft sind, prägt. Es ist völlig logisch, dass es deine Aufgabe als Frau ist, einen Mann zu finden, der dich heiratet und dir ein Haus baut, und seine Kinder auszutragen. So viele er will. 

Ich dachte ganz lange, dass es mein Traum sein musste, eine Familie zu gründen. Dass es meine Aufgabe als Frau ist, mich mit Leidenschaft um Kindererziehung und Haushalt zu kümmern, während mein Mann die Familie ernährt. Dass es meine Aufgabe ist, meinem Mann jeden Wunsch von den Augen abzulesen und alles zu tun für seine maximale Befriedigung. Dass es beim Sex darum geht, ihn zu verführen, zu verwöhnen, zum Orgasmus zu bringen. Dass es völlig normal ist, wenn  frau nicht kommt. Dass es darum auch gar nicht geht. Dass ich als Frau nicht das Recht habe, von meinem Partner irgendetwas als Gegenleistung einzufordern, weil ich mich in Glückseligkeit wälzen muss, dass mich überhaupt jemand will, mich jemand beschützt, mir seine Liebe anbietet. Diese Liebe muss ich als Frau pflegen und nähren und penibelst darauf achten, dass sie nicht verfliegt – mit völliger Aufgabe meiner selbst. Solche Dinge lernt man im Fernsehen, in Kinderbüchern, in Klatschblättern und Mädchenzeitschriften. Bravo und Mädchen boten jedenfalls nicht die Vorbereitung auf das Liebesleben, die heranwachsende Teenager brauchen würden. Ständig ist sie diejenige, die für seine sexuelle Befriedigung verantwortlich ist. Sie ist das Problem, wenn das Sexleben versagt. Weil Männer immer Lust haben, immer erregt werden wollen und Frauen nie sexuelle Lust verspüren. Da ihnen Sex sowieso keinen Spaß macht, geht es im Bett auch nicht um sie. Weil ein befriedigter Mann ein glücklicher Mann ist, müssen seine Bedürfnisse Vorrang haben. Ich weiß nicht, wie oft von mir erwartet wurde – von Partnern, Freundinnen, dem Umfeld und den Verwandten – dass ich meine Wünsche zurückstecke und alle noch so kleinen Vorhaben mit ihm abspreche, ihn um Erlaubnis frage, während ich gleichzeitig dafür sorgen soll, dass er sich vollständig (und selbstverständlich ohne meine Einwilligung) entfalten kann. 

Wie oft ich heute noch solchen Beziehungen begegne, in denen sie alles zu verantworten hat, jeder ihrer Schritte kontrolliert wird und sie für jeden seiner Fehler die Alleinschuld tragen muss. Immer noch ist das Rollenbild in unserer Gesellschaft stark verzerrt. Immer noch ist der Mann das Familienoberhaupt, der Chef, der Topverdiener, die Machtfigur. Immer noch sitzen endlos viele Mütter und Ehefrauen karrierelos zuhause fest, ihrem Schicksal als Sündenbüßerinnen ausgeliefert, während ihre Männer die Welt erobern. Viel zu viele dieser Frauen sehen bis heute nicht, dass auch ihnen die Welt zu Füßen liegt, sie sich die schneidenden Fesseln auch selbst auferlegen, indem sie sich dem ihnen zugeordneten Lebenstraum unterwerfen. Was würde passieren, wenn wir sie dazu ermutigten, für sich selbst zu sprechen? Für eine Zukunft einzustehen, die sie wirklich für sich geschehen sehen möchten?